Mit Biss: Geschichten zur Zahnmedizin – 2010
Medizinhistorisches Museum Zürich
Vom ersten Milchzahn bis zu den «Dritten»: Unsere Zähne begleiten uns ein Leben lang. Wir benutzen sie täglich zum Essen, zum Sprechen, beim Lächeln, als Werkzeuge oder zuweilen mit Glitzerstein versehen als Schmuckstück. Ihre Pflege erlernen wir von Kindesbeinen an.
Doch so sehr sich in der westlichen Welt eine umfassende Mundhygiene auch etabliert haben mag, ist Karies bis heute eine häufige Krankheit geblieben. Der Gang zum Zahnarzt ist uns vertraut dennoch empfinden viele Menschen Angst vor dem Zahnarzt.
Die Ausstellung setzt bei diesen alltagskulturellen Erfahrungen an und stellt sie in einen Zusammenhang mit historischen Entwicklungen in der Zahnmedizin und der Mundhygiene. Die Geschichte der Zahnheilkunde reicht von fahrenden Zahnbrechern bis zu akademisch geschulten Zahnärztinnen und Zahnärzten, von groben Zahnzangen bis zu modernen restaurativen und orthopädischen Massnahmen, von Zahnpulvern und Elfenbein-Zahnstochern bis zur elektrischen Ultraschallzahnbürste.

«Angst und Schmerz»
Fast alle kennen sie die Angst vor dem Zahnarzt, den Wunsch, den nächsten Termin möglichst weit hinauszuschieben, das flaue Gefühl in der Magengegend, wenn das Geräusch des Bohrers aus dem Behandlungszimmer dringt. Schmerzvolle Zahnbehandlungen sind ebenso wie die unerträglichen Schmerzen, die ein kranker Zahn verursachen kann, ein epochenübergreifendes Thema. Entsprechend vielfältig sind die Formen des Umgangs mit Zahnschmerzen und der Einsatz von unterschiedlichsten Mitteln dagegen. Gleichzeitig sind Zahnbehandlungen beliebte Sujets bildlicher Darstellungen. Die Angst vor dem Zahnarzt schlägt sich bis heute nicht zuletzt in Karikaturen über diesen Berufsstand nieder.
«Zahnmedizin»
Bei der Behandlung von Zahnerkrankungen stand während vieler Epochen das Ziehen oder Ausbrechen kranker Zähne im Vordergrund. Historische Zangen, Zahnschlüssel und Haken veranschaulichen diese eher unzarten Methoden der Zahnextraktion.
Entfernte und ausgefallene Zähne wurden jedoch schon in früheren Jahrhunderten durch Teilprothesen und künstliche Gebisse ersetzt. Die Techniken und Instrumente für den Zahnerhalt (Bohren, Zahnfüllungen, Wurzelbehandlungen) sind demgegenüber erst seit etwas mehr als 100 Jahren gebräuchlich. Neben diesen technischen Neuerungen bildet die Entwicklung des Zahnarztberufes einen eigenen Komplex innerhalb der Geschichte der Zahnmedizin.
«Mundhygiene»
Ratgeber, Lehrmittel sowie Zahnpflegemittel wie Zahnbürsten, Zahnpasten, Zahnstocher, Zahnseide und Mundwasser dokumentieren historische und gegenwärtige Konzepte der Mundhygiene. Diese stehen nicht selten im Kontext unterschiedlicher gesundheitspolitischer und gesellschaftlicher Debatten, wie sie etwa zur Frage der gesunden Ernährung bei der Kariesprophylaxe geführt wurden und wird.
1908 eröffnet in Zürich die erste Schulzahnklinik der Schweiz, um Schüler zu behandeln und ihnen mundhygienische Massnahmen zu vermitteln. Ab den 1960er Jahren besuchten Zahnpflegehelferinnen die «Zahntanten» mehrmals jährlich jede SSchulklasse.
Neben den hygienischen Aspekten spielten zu fast allen Zeiten auch verschiedene Schönheitsvorstellungen eine Rolle beim Umgang mit den Zähnen, wovon unter anderem historische und heutige Bleichmittel und kosmetische Eingriffe zeugen.






