Niklaus von Flüe – Vermittler zwischen Welten: Dauerausstellung zu Leben und Wirkungsgeschichte von Bruder Klaus – 2012

Museum Bruder Klaus Sachseln

Bruder Klaus (Niklaus von Flüe) gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten der Schweiz. Politisch ist seine Vermittlung beim Stanser Verkommnis von 1481 für die damalige Eidgenossenschaft von entscheidender Bedeutung. Seine Friedens- und Vermittlungsbotschaften sind bis heute über die Konfessionsgrenzen hinweg aktuell geblieben.
Zu seinen Ehren wurden in Sachseln die Stiftung und 1976 das Museum Bruder Klaus errichtet. Das Museum hat gesamtschweizerische Bedeutung und strahlt weit über die Landesgrenzen hinaus. Es hat sich seit seinem Bestehen mit Sonderausstellungen zu religiösen Themen und mit raumbezogenen Installationen zeitgenössischer Kunst über die Pilgerkreise hinaus ein zusätzliches Publikum erarbeitet.

Nach 35 Jahren Museumstätigkeit war die Erneuerung der Grundausstellung zum Leben und zur Wirkungsgeschichte von Bruder Klaus unumgänglich. Von November 2009 bis April 2012 haben die Kuratoren Jos Näpflin und Jürg Spichiger ein umfassendes Ausstellungskonzept erarbeitet und realisiert. Dabei bilden Bruder Klaus und sein Frau Dorothea den Ausgangspunkt zu einer spannenden und überraschenden Reise in die Vergangenheit. Gleichzeitig bildet die neue Dauerausstellung den Rahmen für Auseinandersetzung mit der Gegenwart und zu Fragestellungen für die Zukunft.

Bruder Klaus ein Bild in ständigem Wandel

Seit über 500 Jahren hat Bruder Klaus die Menschen stets neu fasziniert. Je nach dem Zeitgeist sind immer neue «Gesichter» des Eremiten entstanden. Unzählige Porträts sind heute Zeichen des sich wandelnden Bruder Klaus-Bildes.

Zeiten der Ängste: Bruderzwist und Weltkriege

Bruder Klaus gilt heute als Vorläufer der modernen Friedensarbeit. In Krisensituationen ist er fähig, alle Konfliktparteien anzuhören und zu vermitteln. Sowohl nach den Burgunderkriegen im 15. Jahrhundert wie auch während den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts macht die Eidgenossenschaft grosse Unsicherheiten durch. In beiden Epochen stellt Bruder Klaus für das Land ein Symbol der Rettung in höchster Not dar.

Niklaus von Flüe ein angesehener Staatsmann gerät in eine Krise

Niklaus von Flüe hat als Familienvater, Bauer, Politiker, Offizier, Richter zahlreiche Pflichten. Er nimmt als Soldat an Schlachten teil. Durch seine Ämter als Mitglied der Obwaldner Regierung und als Richter sieht er hinter die Kulissen und entdeckt zahlreiche Ungereimtheiten. Der fromme Mann wird von schweren Gewissenskonflikten bedrängt und gerät in eine Krise. Er gibt seine Ämter auf. Mit fünfzig Jahren bricht er radikal mit dem bürgerlichen Leben, um alleine Gott zu dienen. Das Geldwesen, das im 15. Jahrhundert zunehmend überbordet, trägt wesentlich zu seinem Sinneswandel bei.

Auf Gottessuche: Dorothea bleibt zurück

Während Dorothea den Hof mit ihren 10 Kindern alleine weiterführt, begibt sich Niklaus auf eine Pilgerreise und sucht nach dem «Einig Wesen». Sowohl auf dieser Reise wie auch zuvor weisen ihm Visionen den Weg. Einige seiner überlieferten Visionen gelten heute als Urgleichnisse des menschlichen Lebens. Doch seine visionäre Begabung bringt Niklaus nicht nur erleuchtende Momente, er leidet auch unter Teufelsanfällen.

Zwiesprache mit Gott: Meditation in der Schlucht

Bilder der Meditation gibt es in jeder Kultur, wie die Mandalas und Ritualbilder aus aller Welt zeigen. In einer persönlichen Krise entdeckt Niklaus in der Betrachtung des Leidens Christi sein Bild, durch das er den inneren Frieden wiederfindet. Das Sachsler Meditationstuch wird für ihn zum «Buch», in dem er lernt und die Kunst der christlichen Lehre sucht. Zu seinem spirituellen Alltag gehört ebenfalls das Fasten, das die Zeitgenossen als Wunder betrachten und Niklaus berühmt macht.

Bruder Klaus im Zentrum der spätmittelalterlichen Machtspiele

Führende Persönlichkeiten aus Europa suchen Bruder Klaus im Ranft auf und holen bei ihm Rat. Es ist bis heute unerklärlich, warum grosse Politiker der Zeit auf den Eremiten in der Wildnis gehört haben. Ist es NiklausCharisma, das sie dazu bewog? Oder haben ihn die Mächtigen vielmehr als Vermittler benutzt, um ihre Interessen durchzusetzen?

Wunderkammer eines Volksheiligen

Schon zu Lebzeiten wird Niklaus von Flüe verehrt. Von seinem Lebensort Obwalden dehnt sich die Verehrung bald weit über die Schweizer Landesgrenzen aus. Heute gibt es zahlreiche Zeugnisse, die davon erzählen und zum Museumsschatz gehören. Es ist eine reiche Sammlung mit Votiven, Helgen, Statuetten, Amuletten, die Bruder Klaus seit Jahrhunderten gewidmet wurden.

Ein Eremit In der Reihe weltweiter Persönlichkeiten

Stellvertretend für die Menschheit ist Bruder Klaus einen einsamen Weg gegangen, der heute als Völker verbindend gilt. Er gehört damit in eine Reihe herausragender Persönlichkeiten wie Martin Luther King oder Mahatma Gandhi. 1492 entsteht als erstes und bis heute wichtiges Zeugnis der Bruderklausen-Volksverehrung der Sachsler Altarflügel.

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